Ölpreis steigt – droht Szenario wie 1973?

Der Konflikt im Nahen Osten zwischen Israel und der Hamas hat die Sorge vor einer neuen Ölkrise geweckt. Der Ölpreis ist in den letzten Tagen gestiegen und könnten weiter steigen, wenn sich der Krieg ausweitet oder andere Länder ihre Ölförderung als politisches Druckmittel nutzen. Wie ähnlich ist die Situation von heute mit der von 1973, als die arabischen Ölstaaten den Westen mit einem Embargo bestraften? Wir zeigen drei Szenarios.

Die Auslöser

Wie schon 1973 ist der Auslöser für den gestiegenen Ölpreis in erster Linie in einem Konflikt mehrerer Länder zu finden. Und wie 1973 ist die Lage Deutschlands durchaus vergleichbar. War es damals die starke Abhängigkeit von der OPEC, so ist es momentan die von Russland. So bezieht Deutschland rund 40 Prozent des benötigten Öls von dort1.

Wirtschaftswachstum Deutschland 2023 negativ

Der aktuelle Konflikt hat am 10. Oktober begonnen, als die Hamas vom Gazastreifen aus hunderte von Raketen auf Israel abfeuerte. Israel reagierte mit Luftangriffen und Bodentruppen. Die Hamas wird vom Iran unterstützt, der ein Erzfeind Israels ist und auch ein wichtiger Ölproduzent. Der Iran könnte versuchen, seine Einflussnahme in der Region zu erhöhen und seine Gegner zu provozieren.

 

3 mögliche Szenarien

Die Folgen gehen in allen möglichen Szenarien in die gleiche Richtung: teureres Öl, höhere Inflation und langsameres Wachstum. Sie unterscheiden sich nur im Ausmaß.

  • Ölpreis infografik Szenario 1: Auf den Gazastreifen beschränkter Konflikt. In diesem Fall wäre der Einfluss auf den Ölpreis und die Weltwirtschaft minimal, insbesondere wenn Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate den Verlust der iranischen Barrels durch ihre Reservekapazitäten ausgleichen. Der Ölpreis könnte um drei bis vier US-Dollar steigen.
  • Szenario 2: Stellvertreterkrieg. Wenn sich der Konflikt auf den Libanon und Syrien ausweitet, wo der Iran ebenfalls bewaffnete Gruppen unterstützt, würde er zu einem Stellvertreterkrieg zwischen dem Iran und Israel werden. Der Ölpreis könnte in diesem Szenario auf rund 94 US-Dollar steigen. Auch in der weiteren Region könnten die Spannungen zunehmen und Unruhen oder politische Aufstände auslösen und für steigende Energiepreise sorgen.
  • Szenario 3: Direkter Krieg zwischen Israel und dem Iran. Dies wäre das schlimmste Szenario, das zu einer massiven Eskalation und einer möglichen Verwicklung anderer Mächte wie den USA oder Russland führen könnte. Der Ölpreis könnte ähnlich stark steigen wie nach der irakischen Invasion in Kuwait 1990 und auf 150 US-Dollar pro Barrel treiben.

 

Die Unterschiede

Im Gegensatz zu 1973 gibt es aber auch wichtige Unterschiede, die eine Wiederholung der damaligen Krise unwahrscheinlicher machen.

  • Die Abhängigkeit von arabischem Öl ist gesunken. Heute gibt es mehr Förderländer und Alternativen zu den arabischen Golfstaaten. Die USA sind zum Beispiel zum größten Ölproduzenten der Welt geworden dank des Schieferölbooms. Auch Europa hat seine Energieversorgung diversifiziert und setzt mehr auf erneuerbare Energien.
  • Die Nachfrage nach Öl ist gesunken. Die Corona-Pandemie hat die globale Nachfrage nach Öl gedämpft, da die Industrie effizienter geworden ist. Auch langfristig wird erwartet, dass die Nachfrage nach Öl abnimmt, da sich die Welt auf eine kohlenstoffarme Zukunft vorbereitet.
  • Die Reaktion der Politik ist anders. Im Gegensatz zu 1973 haben die westlichen Staaten diesmal nicht versucht, sich auf die Seite Israels zu stellen oder sich in den Konflikt einzumischen. Stattdessen haben sie zur Deeskalation aufgerufen und humanitäre Hilfe angeboten. Auch die OPEC hat sich zurückgehalten und keine politischen Forderungen gestellt.

Krieg in Israel, Auswirkungen auf den Goldpreis

Der Krieg in Israel zwischen der Hamas und der israelischen Armee hat die Nachfrage nach Gold als sicheren Hafen erhöht. Der Goldpreis ist seit dem Beginn des Konflikts am 10. Oktober um rund 8 Prozent gestiegen. Anleger befürchten, dass sich die Gewalt in der Region ausbreiten und die Ölversorgung beeinträchtigen könnte. Experten sind jedoch skeptisch, ob der Goldpreis ein neues Allzeithoch erreichen kann, da es auch Faktoren gibt, die ihn belasten, wie steigende Zinsen und ein starker US-Dollar 3.

Erfahren Sie hier mehr zum Krieg in Israel und die Konsequenzen für den Goldpreis, Silber und andere Edelmetalle.

 

Das Ölpreis Fazit

Die Situation im Nahen Osten ist besorgniserregend und könnte den Ölpreis und die Weltwirtschaft beeinflussen. Allerdings ist die Lage von heute nicht mit der von 1973 vergleichbar, als die arabischen Ölstaaten den Westen mit einem Embargo in die Knie zwangen. Es gibt mehr Faktoren, die eine solche Krise verhindern oder abmildern könnten, wie eine geringere Abhängigkeit von arabischem Öl, eine gesunkene Nachfrage nach Öl und eine andere Reaktion der Politik. Dennoch sollte man die Risiken nicht unterschätzen und auf mögliche Szenarien vorbereitet sein.

Was können Firmen in einer solchen Situation tun? Effektiv Benzinkosten sparen ist ein Anfang. Wie das geht, haben wir im verlinkten Artikel beschrieben.

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Von Chris