Vertrauenskrise: nur noch 20% – ist Merz noch der Richtige?

Am 6. Mai möchte sich Friedrich Merz zum Bundeskanzler wählen lassen. Doch der CDU-Chef muss sich mit einem denkbar schlechten Stimmungsbild auseinandersetzen. Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage, die exklusiv für das Magazin Stern durchgeführt wurde, halten nur noch 20 Prozent der Befragten Merz für „vertrauenswürdig“¹.

Ein alarmierender Wert, der in der Wirtschaft Fragen aufwirft: Wer soll künftig die Interessen von Unternehmern und Startups vertreten? Und: Wie viel Vertrauen brauchen politische Führungspersönlichkeiten überhaupt, um wirtschaftlichen Wandel anzustoßen?

 

Die Vertrauenskrise von Merz – ein hausgemachtes Problem?

Noch vor wenigen Jahren wurde Friedrich Merz in Unternehmerkreisen als Hoffnungsträger gefeiert. Ein Mann aus der Wirtschaft, mit klaren Worten, marktwirtschaftlichem Kompass und politischer Erfahrung. Doch heute scheint der Stern des CDU-Vorsitzenden zu verblassen – und das nicht nur bei der breiten Bevölkerung, sondern zunehmend auch in wirtschaftsnahen Kreisen.

Was ist passiert?

  • Unklare Positionierung: Unternehmer erwarten Verlässlichkeit und strategische Klarheit. Merz jedoch wechselte mehrfach seine Haltung in zentralen Themen – etwa in der Energiepolitik oder der Migration – und versuchte, sowohl konservative als auch links-grüne Wählerschichten zu bedienen. Das Ergebnis: ein Spagat, der Vertrauen kostet.
  • Kommunikative Ausrutscher: Wiederholt sorgten Aussagen von Merz für Irritation – sei es in Talkshows, in Interviews oder durch Tweets. Gerade für Startups und junge Unternehmen, die sich Offenheit, Digitalisierung und Modernität wünschen, wirkt der CDU-Chef häufig wie ein Relikt aus der analogen Ära. Friedrich Merz wird wahrgenommen als das Faxgerät der Union.
  • Fehlende wirtschaftliche Vision: Während Frankreich mit Emmanuel Macron Investitionsinitiativen für KI und Green Tech vorantreibt, scheint in Deutschland unter Merz keine klare Vision für das Land der Gründer zu entstehen. Das „Deutschland-Tempo“ bleibt ein Schlagwort, kein Konzept.

 

Was bedeutet das für Unternehmer?

Unternehmer – ob im Mittelstand oder als Startup-Gründer – sind auf stabile politische Rahmenbedingungen angewiesen. Vertrauen in die Regierung ist dabei ein zentraler Erfolgsfaktor: für Investitionen, für strategische Entscheidungen und für die langfristige Standortplanung.

Ein Kanzlerkandidat, der nur noch von jedem Fünften als vertrauenswürdig eingestuft wird, ist ein Risiko. Für die CDU bedeutet das: Sollte Friedrich Merz tatsächlich antreten und nicht gewinnen, verliert die Partei erneut an Glaubwürdigkeit. Sollte er gewinnen, aber das Vertrauen in der Bevölkerung und der Wirtschaft nicht zurückgewinnen, steht Deutschland vor einer gefährlich schwachen Führungsphase.

Wäre ein neuer Kanzlerkandidat besser?

Angesichts der Zahlen drängt sich diese Frage förmlich auf. Die CDU verfügt über eine Reihe profilierter Persönlichkeiten, die in Umfragen besser abschneiden: Hendrik Wüst, Daniel Günther oder auch Carsten Linnemann – sie alle genießen teils höhere Zustimmungswerte und stehen für einen moderneren Kurs.

Ein Kandidatenwechsel wäre zwar kurzfristig mit Turbulenzen verbunden, könnte aber langfristig das Vertrauen in die CDU und ihre wirtschaftliche Kompetenz stärken. Für Unternehmer wäre ein solches Signal vielleicht sogar beruhigend: Es würde zeigen, dass die Partei lernfähig ist und auf die Signale des Marktes reagiert – ein Prinzip, das in der freien Wirtschaft zum Alltag gehört.

„Wer zu lange ein totes Pferd reitet, sollte absteigen – nicht hoffen, dass es plötzlich wieder galoppiert.“

Friedrich Merz gilt als verbrannter Name. Ihm wird öffentlich in Talkshows Wahlbetrug vorgeworfen. CDU Mitglieder verlassen in Scharen die Partei. Friedrich Merz wird als das Faxgerät der CDU wahrgenommen. Funktionsfähig aber aus der Zeit gefallen.

Wahltrend Deutschland 2025

Und was wäre, wenn das Volk direkt wählen dürfte?

In Deutschland wird der Bundeskanzler bekanntlich nicht direkt vom Volk, sondern vom Bundestag gewählt. Ein Blick über die Landesgrenzen zeigt jedoch: In Ländern wie Frankreich oder den USA entscheiden die Bürger direkt über das Staatsoberhaupt. Was wäre, wenn das auch hier möglich wäre?

Basierend auf der aktuellen Stern-Umfrage wäre Merz wohl chancenlos. Nur 20 Prozent halten ihn für vertrauenswürdig – deutlich zu wenig, um in einer Direktwahl zu bestehen. Kandidaten mit einem glaubwürdigeren Auftreten, einer klareren Vision und besserem Draht zur jungen Generation hätten bessere Karten. Für die Wirtschaft wäre das eine Chance auf einen Neuanfang: Eine Führungspersönlichkeit, die mit echter Rückendeckung ins Amt geht, kann mutigere wirtschaftspolitische Entscheidungen treffen.

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Was wünschen sich Startups und Unternehmer von der Politik?

Die wirtschaftliche Landschaft in Deutschland verändert sich rasant. KI, Nachhaltigkeit, Fachkräftemangel und die internationale Wettbewerbsfähigkeit sind Themen, die Unternehmer umtreiben. Von einem Kanzler oder einer Kanzlerin erwarten sie:

  • Planungssicherheit bei Fördermitteln, Energiepreisen und Regulierung
  • Digitale Verwaltung, um Prozesse zu beschleunigen und Bürokratie abzubauen
  • Offenheit für Innovation, etwa durch technologieoffene Förderpolitik
  • Internationale Vernetzung, um den Wirtschaftsstandort Deutschland global zu positionieren
  • Vertrauenswürdige Kommunikation, um auch in Krisenzeiten Stabilität zu gewährleisten

Friedrich Merz konnte in diesen Punkten bislang nicht überzeugen – zumindest nicht auf breiter Basis. Wir stehen als Lügner da, konstituieren die eigenen Parteimitglieder.

 


cshow

 

Warum eine Vertrauenskrise wirtschaftlich gefährlich ist

Vertrauen ist die Grundlage jeder stabilen Wirtschaftsordnung – und eine Vertrauenskrise kann fatale Folgen haben. Wenn politische Führungspersönlichkeiten an Glaubwürdigkeit verlieren, entstehen Unsicherheit und Zurückhaltung: bei Investoren, bei Unternehmern, bei Konsumenten. Investitionsentscheidungen werden verschoben, Innovationsprojekte auf Eis gelegt, Startups verlieren Förderperspektiven und der Mittelstand zweifelt an langfristigen Rahmenbedingungen.

Im Wahlkampf wird Digitalisierung versprochen. Im Koalitionsvertrag bleibt hiervon eine „App für sozial schwache Familien“ übrig. Es ist ein Armutszeugnis und führt zu dem, was wir jetzt sehen: einer herben Vertrauenskrise.

In einem Klima des Misstrauens gedeiht weder Unternehmertum noch Wachstum. Stattdessen dominieren Skepsis, Risikoaversion und das Gefühl, sich auf staatliche Entscheidungen nicht mehr verlassen zu können. Eine solche Vertrauenskrise kann den Wirtschaftsstandort nachhaltig schwächen – besonders in Zeiten globaler Konkurrenz und digitaler Transformation.




 

Ein Weckruf für die CDU – und für die Wirtschaft

Für Unternehmer und Gründer ist nicht nur entscheidend, wer regiert, sondern wie. Die aktuelle Vertrauenskrise um Friedrich Merz zeigt: Ein Wirtschaftsprofil allein reicht nicht. Es braucht Vision, Verlässlichkeit und modernes Denken. Sollte die CDU an ihrem Kandidaten festhalten, ohne das Vertrauen wiederherzustellen, droht eine weitere Entfremdung – nicht nur bei den Wählern, sondern auch in der Wirtschaft. Der CDU könnte das selbe Schicksal drohen, wie der FDP und der SPD.

Vielleicht ist jetzt der richtige Moment, um über neue Wege nachzudenken – auch was das Auswahlverfahren für Kanzlerkandidaten angeht. Denn Vertrauen ist und bleibt die wichtigste Währung – gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten.

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Von Chris