Meine Hochwasser Versicherung wird die Schäden der Flut übernehmen. Das denken viele Betroffene, die aktuell von der Flut Katastrophe in Süddeutschland betroffen sind. Doch nur wenige wissen: ohne diese Zusatzklausel, zahlt die Hochwasser Versicherung nichts.
Die Bilder, die die Menschen in vielen Orten Süddeutschlands im Frühsommer 2024 ertragen müssen, sind erschreckend. Überflutete Keller, von Wassermassen eingeschlossene Häuser und völlig zerstörte Autos prägen das Bild. Die Flutkatastrophe hinterlässt eine Schneise der Verwüstung, deren komplettes Ausmaß bislang noch nicht abzuschätzen ist. Menschen, die sich versicherungstechnisch nicht ausreichend abgesichert haben und ihr Hab und Gut nicht vor den Wassermassen schützen konnten, stehen vor enormen finanziellen Herausforderungen.
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Pflichten des Vermieters
Wenn es um die Verteilung der entstandenen Kosten durch Hochwasser oder Unwetter geht, sind die Verantwortlichkeiten klar verteilt. Zunächst ist der Vermieter für die Schäden am Gebäude und an der Wohnung zuständig. Dazu gehört das Abpumpen des Wassers sowie die Behebung von Schäden am Gebäude selbst und an vermieteten Einrichtungsgegenständen, wie beispielsweise einer Einbauküche. Diese Aufgaben und die damit verbundenen Kosten liegen im finanziellen Verantwortungsbereich des Vermieters.
Der Mieter hingegen ist für seine persönliche Einrichtung verantwortlich, da es sich dabei um Privateigentum handelt. Das bedeutet, dass der Mieter die Kosten für Schäden an seinen eigenen Möbeln und anderen persönlichen Gegenständen selbst tragen muss.
Zahlt meine Versicherung?
wer eine Versicherung abschließt, geht davon aus, dass diese auch zahlt. Doch dem ist nicht immer so. Speziell im Fall von Hochwasser kommt es auf die Details an. Zahlt die Hochwasser Versicherung oder nicht? Es hängt vom jeweiligen Einzelfall ab, denn es gibt ein häufiges Problem: Viele Hausbesitzer gehen irrtümlich davon aus, dass sie gegen Hochwasser versichert sind. Allerdings reicht die handelsübliche Wohngebäude- oder Hausratsversicherung allein nicht aus, um gegen Überschwemmungen abgesichert zu sein.
Für den Schutz vor Hochwasserschäden ist eine spezielle Elementarversicherung erforderlich, die explizit Schäden durch Naturereignisse wie Hochwasser, Erdrutsche oder Lawinen abdeckt. Es ist daher ratsam, den Versicherungsschutz regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls um eine Elementarversicherung zu ergänzen, um umfassend abgesichert zu sein.
Wohngebäudeversicherung prüfen
Die entscheidende Versicherung ist die Wohngebäudeversicherung. In der Wohngebäudeversicherung muss eine Elementardeckung eingeschlossen sein, damit die Kosten für eine Gebäudetrocknung oder Instandsetzung des Mauerwerks übernommen werden. Versichert sind dann die Kosten für die Instandsetzung der gesamten Gebäudesubstanz.
Dringt das Wasser in das Gemäuer ein, werden auch Möbel, Teppiche, Bilder und zahlreiche Elektrogeräte in Mitleidenschaft gezogen. In diesem Fall ist es wichtig, dass Flutopfer in ihrer Hausratversicherung eine zusätzliche Elementardeckung eingeschlossen haben. Diese zusätzliche Deckung sorgt dafür, dass auch persönliche Gegenstände des Mieters oder Eigentümers gegen Schäden durch Hochwasser und andere Naturereignisse abgesichert sind.
Ohne diese speziellen Elementardeckungen in der Wohngebäude- und Hausratversicherung kann es für die Betroffenen schwierig werden, die finanziellen Belastungen durch die Schadensbeseitigung zu tragen. Es ist daher entscheidend, den Versicherungsschutz genau zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.
Weiter denken
Mit der Wohngebäudeversicherung ist es meist nicht getan. Wird eine Ortschaft oder ein ganzer Landkreis überschwemmt, werden auch die Autos vor Ort häufig in Mitleidenschaft gezogen. Daher ist es essenziell wichtig für die betroffenen Menschen, dass sie ihr Auto mit einer Teilkasko- oder Vollkaskoversicherung abgesichert haben. Bei einer Beschädigung übernimmt die Teilkasko die Reparaturkosten. Liegt gar ein Totalschaden vor, wird von der Teilkasko der aktuelle Zeitwert des Fahrzeugs erstattet.
Es ist jedoch Vorsicht geboten: Wenn für Ihr Wohngebiet eine Hochwasserwarnung vorliegt und Sie Ihr Auto trotz dieser Warnung nicht in Sicherheit bringen, kann dies als grob fahrlässiges Verhalten gewertet werden. In diesem Fall kann die Versicherung die Zahlung kürzen oder sogar ganz verweigern. Es ist daher wichtig, im Falle einer Hochwasserwarnung entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen und das Auto möglichst an einem sicheren Ort abzustellen. Denn sonst zahlt die Versicherung nicht.
Was ist beim Abschluss einer Hochwasser Versicherung zu beachten?
Insbesondere als Unternehmer stehen Sie vor der schwierigen Entscheidung, wie das Firmeneigentum bestmöglich – und günstig – vor Hochwasserschäden geschützt werden kann.
→ Versicherungen für Unternehmer: hier lang
Beim Abschluss einer Hochwasser Versicherung als Unternehmer gibt es mehrere wichtige Punkte zu beachten, um sicherzustellen, dass der Versicherungsschutz angemessen ist und alle relevanten Risiken abdeckt. Hier sind einige zentrale Aspekte:
1. Risikobewertung
- Standortanalyse: Überprüfen Sie, ob Ihr Unternehmen in einem hochwassergefährdeten Gebiet liegt. Karten von Hochwasserrisikogebieten können hierbei hilfreich sein.
- Historische Daten: Analysieren Sie historische Hochwasserereignisse und deren Auswirkungen auf Ihr Gebiet. Macht eine Hochwasser Versicherung hier Sinn oder eher nicht?
2. Versicherungsumfang
- Deckungssumme: Stellen Sie sicher, dass die Deckungssumme ausreichend ist, um potenzielle Schäden an Gebäuden, Inventar und Waren abzudecken.
- Erweiterter Schutz: Überlegen Sie, ob zusätzliche Absicherungen wie Betriebsunterbrechungsversicherung oder Maschinenbruchversicherung notwendig sind.
- Geräteversicherung: Prüfen Sie, ob auch eine Geräteversicherung enthalten ist. Die Geräteversicherung kostet oftmals nur wenige Euro extra, leistet aber einen hohen Beitrag zum Schutz.
3. Versicherungsbedingungen
- Ausschlüsse: Lesen Sie die Versicherungsbedingungen genau, um zu verstehen, welche Schäden ausgeschlossen sind.
- Selbstbeteiligung: Beachten Sie die Höhe der Selbstbeteiligung im Schadensfall und prüfen Sie, ob diese für Ihr Unternehmen tragbar ist.
- Zugewinn: beachten Sie, dass sich der Wert von Gebäuden und Inventar deutlich erhöhen kann. Der Versicherungsschutz muss dies abdecken.
4. Prämiengestaltung
- Prämienhöhe: Vergleichen Sie Angebote von verschiedenen Versicherern, um ein kosteneffizientes und dennoch umfassendes Angebot zu finden.
- Rabatte: Erkundigen Sie sich nach möglichen Rabatten, z.B. für präventive Maßnahmen wie Hochwasserschutzmaßnahmen oder Alarmanlagen.
5. Schadensprävention
- Vorsorgemaßnahmen: der beste Fall ist, die Hochwasser Versicherung nie nutzen zu müssen. Implementieren Sie deshalb präventive Maßnahmen zum Hochwasserschutz, wie etwa das Erhöhen von Warenlagern oder das Installieren von Rückstauklappen.
- Notfallpläne: Entwickeln Sie Notfallpläne für den Fall eines Hochwassers, um den Schaden möglichst gering zu halten. Hierzu gehört auch die Sicherung von Dokumenten. Oftmals befinden sich Archive im Keller, was insbesondere im Falle von Hochwasser ein erheblicher Nachteil ist.
- Fördermittel: für Schadensprävention und Maßnahmen zum Hochwasserschutz gibt es Fördermittel. Daher unbedingt im Vorfeld die Fördermöglichkeiten prüfen. Einen passenden Artikel zum Thema Fördermittel haben wir verlinkt.
6. Beratung
- Expertenrat: Ziehen Sie einen Versicherungsberater oder -makler hinzu, um eine maßgeschneiderte Beratung zu erhalten.
- Regelmäßige Überprüfung: Überprüfen Sie regelmäßig Ihren Versicherungsschutz, insbesondere nach baulichen Veränderungen oder nach dem Erwerb neuer Werte.
Wie häufig sind Hochwasser in Deutschland?
Starke Hochwasser treten in Deutschland regelmäßig auf, wobei die Häufigkeit und Intensität variieren. Jährlich kommt es zu mehreren kleineren Hochwasserereignissen, insbesondere in den Winter- und Frühjahrsmonaten, wenn Schneeschmelze und starke Regenfälle zusammenkommen. Größere Hochwasser, die signifikante Schäden verursachen, ereignen sich etwa alle fünf bis zehn Jahre, wobei einige Regionen häufiger betroffen sind als andere.
Die Anfälligkeit für Hochwasser variiert stark zwischen den Regionen. Flusssysteme wie der Rhein, die Elbe, die Donau und ihre Nebenflüsse sind besonders hochwassergefährdet und haben in der Vergangenheit wiederholt schwere Hochwasser erlebt. Unabhängig von großen Flüssen können auch Starkregenereignisse in anderen Teilen Deutschlands zu Hochwasser und Überschwemmungen führen.
In der jüngeren Vergangenheit gab es mehrere bedeutende Hochwasserereignisse in Deutschland. Das Elbehochwasser 2002 war eines der schwersten Hochwasserereignisse in den letzten Jahrzehnten und betraf weite Teile Ostdeutschlands und angrenzende Länder. Ein weiteres bedeutendes Hochwasser ereignete sich im Jahr 2013, das erneut die Elbe und die Donau betraf und erhebliche Schäden verursachte.
Die Flutkatastrophe im Juli 2021 in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz führte zu verheerenden Schäden und zeigte die zunehmende Gefahr durch Extremwetterereignisse. In diesen Regionen macht der Abschluss einer Hochwasser Versicherung für viele Bürger Sinn.
Wirksame Hochwasserschutzanlagen
Um die Auswirkungen von Hochwasser zu mildern, wurden in vielen Regionen Deutschlands umfangreiche Hochwasserschutzanlagen errichtet. Projekte zur Renaturierung von Flüssen und zur Schaffung von Überschwemmungsflächen tragen ebenfalls dazu bei, Hochwassergefahren zu reduzieren.
Starke Hochwasser sind in Deutschland zwar nicht jährlich zu erwarten, treten aber regelmäßig auf und könnten durch den Klimawandel in ihrer Häufigkeit und Intensität zunehmen. Daher sind vorausschauende Planung und Investitionen in den Hochwasserschutz von großer Bedeutung. Hierzu kann auch eine Hochwasser Versicherung beitragen um zumindest den finanziellen Schaden in Grenzen zu halten.