Die Warnung ist deutlich und dringlich: Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), schlägt Alarm. In einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur zeichnet er ein düsteres Bild der sozialen Sicherungssysteme in Deutschland und fordert eine grundlegende Reform des Bürgergelds 2025 sowie strukturelle Änderungen im Rentensystem. Seine Aussagen sorgen für Aufmerksamkeit – und werfen die Frage auf: Wie lange kann das System noch so weiterlaufen?
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„Das Schiff hat ein Leck“ – Der Ernst der Lage
„Wir sitzen in einem Schiff, das am Rumpf ein Leck hat“, sagte Dittrich – und spielt damit auf die massiv steigenden Sozialabgaben und eine Überlastung der arbeitenden Bevölkerung an. Besonders im Handwerk spüre man deutlich, wie das Vertrauen in das Prinzip der Eigenverantwortung erodiere. „Viele sagen mir, dass es nicht mehr gerecht zugeht“, berichtet der Handwerkspräsident.
Reform Bürgergeld 2025: Leistung muss sich wieder lohnen
Im Zentrum seiner Kritik steht das Bürgergeld in Deutschland. Dieses dürfe keine „Wahlleistung“ sein, bei der Menschen zwischen Arbeiten und Transferleistungen wählen könnten, je nachdem, was wirtschaftlich günstiger ist. Zwar befürwortet Dittrich soziale Unterstützung für Bedürftige – diese müsse jedoch konsequent an Bedürftigkeit geknüpft und gesellschaftlich klar kommuniziert werden.
Der Vorwurf, das Bürgergeld untergrabe die Motivation zur Erwerbsarbeit, ist nicht neu – aber durch die wirtschaftlich angespannte Lage und den Fachkräftemangel gewinnt er an Brisanz. Laut Bundesagentur für Arbeit blieben im Jahr 2024 rund 538.000 Stellen im Handwerk unbesetzt. Gleichzeitig erhielten im Mai 2024 knapp 5,5 Millionen Menschen Bürgergeld – darunter viele, die laut Handwerksbetrieben dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen könnten.
Die Kritik wird immer lauter. Erst kürzlich kritisierte der Wirtschaftsrat das Bürgergeld deutlich. Kaum Anreize, der Übertritt in den Arbeitsmarkt: gescheitert. Das Bürgergeld ist im Kern ein netter Versuch aber im Ergebnis gescheitert.
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Sozialausgaben steigen – aber die Einnahmen stagnieren
Ein weiteres Problem: Die Sozialausgaben der Bundesrepublik steigen kontinuierlich. Laut Bundesfinanzministerium lagen sie 2023 bei rund 1,1 Billionen Euro – Tendenz steigend. Gleichzeitig schrumpft die Zahl der Beitragszahler durch Demografie und Fachkräftemangel. Schon jetzt liegt die durchschnittliche Abgabenlast für einen durchschnittlichen Arbeitnehmer bei über 40 %.
Durchschnittliche Abgabenlast
Hohe Steuern und Sozialabgaben erdrücken die Bürger. Durchschnittlich 40% Abgaben werden zur Last. Das Bürgergeld, für viele inzwischen ein entspannter Ausweg.
Dittrich fordert deshalb nicht nur eine Reform des Bürgergelds 2025, sondern auch strukturelle Änderungen bei der Rente. In einer alternden Gesellschaft mit steigendem Pflegebedarf könne das Umlagesystem in der bisherigen Form nicht dauerhaft funktionieren.
Politik auf Zeit? Kritik an der Ampel-Koalition
Mit scharfen Worten kritisiert der ZDH-Präsident die Bundesregierung: „Nach dem, was wir erlebt haben, wächst bei mir die Sorge, dass jetzt wieder lange geredet, aber letztlich nicht gehandelt wird.“ Die Koalition setze auf Kommissionen und Prüfaufträge, statt mutige Entscheidungen zu treffen. Auch die ausgebliebene Stromsteuersenkung sei ein Beleg dafür, dass Handlungsbedarf zwar erkannt, aber nicht konsequent adressiert werde.
Vertrauensverlust droht – nicht nur im Handwerk
Die Kritik des Handwerkspräsidenten trifft einen Nerv – nicht nur bei Unternehmern, sondern auch bei vielen Bürgern. Eine Umfrage des Instituts INSA im Juli 2025 ergab: 62 % der Befragten halten das Bürgergeld in seiner aktuellen Form für reformbedürftig. Gleichzeitig wünschen sich mehr als 70 % eine Rentenreform, die das System auch für die junge Generation tragfähig macht.
Die Aussagen Dittrichs sind daher nicht nur ein Appell an die Bundesregierung, sondern auch ein Spiegel gesellschaftlicher Stimmungen. Wenn arbeitende Menschen das Gefühl haben, dass sich Leistung nicht mehr lohnt, gerät das Fundament des Sozialstaats ins Wanken. Mit weitreichenden Folgen. Der Wirtschaftswarntag 2025 hat bereits ein deutliches Signal gesendet. Antworten aus der Politik lassen auf sich warten.
Der Handlungsdruck steigt
Der Ruf nach einer Reform des Bürgergelds 2025 ist laut – und wird mit den kommenden Haushaltsdebatten noch an Dringlichkeit gewinnen. Ob die Regierung den Mut hat, unangenehme, aber notwendige Entscheidungen zu treffen, bleibt offen. Klar ist: Ohne entschlossene Maßnahmen droht der soziale Kitt, der Deutschland über Jahrzehnte zusammenhielt, zu bröckeln. Das Handwerk, das traditionell Rückgrat der deutschen Wirtschaft ist, hat seine Warnung ausgesprochen – jetzt ist die Politik am Zug.