Der Technologiekonzern Bosch plant tiefgreifende Umstrukturierungen am traditionsreichen Standort Reutlingen. Wie das Unternehmen mitteilte, soll die Produktion von Steuergeräten in ihrer bisherigen Form eingestellt werden – zu teuer, zu wenig wettbewerbsfähig. Stattdessen will Bosch künftig verstärkt auf die Fertigung von Halbleitern setzen, um den Standort zukunftssicher aufzustellen.
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Bis zu 1.100 Arbeitsplätze betroffen
Bis Ende 2029 rechnet der Konzern mit einem „Anpassungsbedarf“ von bis zu 1.100 Stellen. Betroffen sind sowohl die Produktion als auch Verwaltungsbereiche. Gründe für die drastischen Maßnahmen sind laut Bosch unter anderem rückläufige Stückzahlen im Segment der Steuergeräte sowie ein steigender Wettbewerbsdruck durch neue Anbieter – insbesondere aus Asien – und aggressive Preisstrukturen.
Halbleiter statt Steuergeräte
Während die Steuergeräteproduktion zurückgefahren wird, setzt Bosch in Reutlingen künftig auf Halbleitertechnologie. Der Wandel sei notwendig, um auf neue Mobilitätskonzepte und Digitalisierungstrends reagieren zu können. Nicht betroffen von der Umstrukturierung sind die Sparten Bosch eBike Systems und Bosch Sensortec, die am Standort weitergeführt werden sollen.
Reutlingen – rund 30 Kilometer südlich von Stuttgart – ist einer der zentralen Bosch-Standorte mit aktuell rund 10.000 Beschäftigten. Für viele der betroffenen Mitarbeitenden ist die Ankündigung ein harter Schlag, vor allem vor dem Hintergrund der allgemeinen wirtschaftlichen Unsicherheit.
Teil eines größeren Sparkurses
Der Stellenabbau in Reutlingen ist kein Einzelfall. Weltweit plant Bosch laut Unternehmensangaben den Abbau von mehr als 14.000 Stellen, ein erheblicher Teil davon in Deutschland. Bereits seit Ende 2023 laufen konzernweite Effizienzprogramme, die nun verstärkt umgesetzt werden. Auch an anderen Standorten sind strukturelle Änderungen und Personalmaßnahmen angekündigt.
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Strukturelle Probleme: Bürokratie und Standortnachteile
Der Fall Bosch zeigt exemplarisch, wie schwer es Traditionsunternehmen in Deutschland zunehmend haben, auf globale Veränderungen zu reagieren. Neben dem internationalen Wettbewerbsdruck beklagen viele Firmen überbordende Bürokratie, hohe Energiekosten und langsame Genehmigungsverfahren. All das schwächt die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland im internationalen Vergleich.
Die Frage drängt sich auf: Wie viele Unternehmen werden dem Beispiel Bosch folgen – und wie viele Arbeitsplätze in Deutschland stehen langfristig auf dem Spiel?
Weckruf
Der geplante Stellenabbau bei Bosch in Reutlingen ist ein Weckruf. Während sich das Unternehmen strategisch neu aufstellt, stehen viele Mitarbeitende vor einer ungewissen Zukunft. Die Politik ist gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Innovation ermöglichen, statt sie durch Bürokratie zu behindern. Denn nur wenn Unternehmen wie Bosch hierzulande wettbewerbsfähig bleiben können, lässt sich eine großflächige Deindustrialisierung abwenden.