Die neue Bundesregierung hat ein Thema auf die Agenda gesetzt, das viele Unternehmer aufhorchen lässt: Im Koalitionsvertrag wurde eine Pflicht zur Annahme von bargeldlosen Zahlungen vereinbart. Künftig sollen Händler, Gastronomen und Dienstleister mindestens eine bargeldlose Zahlungsoption wie EC-Karte oder Kreditkarte anbieten müssen – zusätzlich zum Bargeld.
Doch was zunächst modern und verbraucherfreundlich klingt, birgt bei genauerem Hinsehen erhebliche Risiken für Gastronomie, Einzelhandel und sogar für die gesamte Struktur des Zahlungsverkehrs in Deutschland.
Was bedeutet die Pflicht zur Annahme von bargeldlosen Zahlungen konkret?
Die Regelung sieht vor, dass jedes Unternehmen künftig eine digitale Zahlungsmöglichkeit bereitstellen muss. Kunden sollen nicht mehr auf Bargeld beschränkt sein, sondern überall auch elektronisch zahlen können.
Hinter dieser Maßnahme stehen zwei Hauptziele: mehr Wahlfreiheit für Verbraucher und eine bessere Nachvollziehbarkeit von Zahlungsvorgängen – insbesondere zur Eindämmung von Steuerhinterziehung. Klingt gut aber da steckt mehr dahinter.
Was einfach klingt, ist in der Umsetzung komplex. Händler müssen Kartenlesegeräte anschaffen, sich mit Gebührenmodellen der Zahlungsdienstleister auseinandersetzen und ihre Buchhaltung aufrüsten. Für Verbraucher wird es teuer. Gleichzeitig begibt sich Deutschland in eine gefährliche Abhängigkeit.
Vorteile der Pflicht zur Annahme von bargeldlosen Zahlungen
- Mehr Komfort für Kunden: Verbraucher können flexibel zwischen Bar- und Kartenzahlung wählen.
- Transparenz und Fairness: Digitale Zahlungen erschweren Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung.
- Anpassung an internationale Standards: In vielen Ländern ist bargeldloses Bezahlen längst Normalität.
Nachteile: Gastronomie und Einzelhandel unter Druck
Für viele kleine und mittlere Betriebe bedeutet die Pflicht zur Annahme von bargeldlosen Zahlungen zusätzliche Kosten:
- Terminalkosten: Anschaffung und Wartung eines Zahlungsterminals kosten zwischen 200 und 1000 Euro.
- Transaktionsgebühren: Pro Kartenzahlung werden 0,3% bis zu 2 % vom Umsatz fällig.
- Administrative Belastung: Abrechnungen und Rücklastschriften bedeuten zusätzlichen Aufwand.
Vor allem die Gastronomie könnte massiv betroffen sein. Wo heute oft noch kleine Beträge in bar bezahlt werden, entstehen durch Kartenzahlungen Zusatzkosten. Günstige Konditionen gibt es bei Banken wie FYRST – einer Tochter der Deutschen Bank. Doch viele Gastronomen scheuen den Wechsel zu einem kostenlosen Geschäftskonto.
Viele Gastronomen müssten ihre Preise erneut erhöhen, um die neuen Belastungen auszugleichen. Das könnte nicht nur Gäste abschrecken, sondern auch zum wirtschaftlichen Aus kleiner Betriebe führen – ein regelrechtes „Gastronomiesterben“ droht.
Schweden: Warum Bargeld ein Comeback feiert
Schweden galt lange als Vorzeigeland für bargeldlose Gesellschaften. Nur etwa 5 % aller Zahlungen werden dort noch in bar abgewickelt. Doch inzwischen hat das Land seine Strategie revidiert. Die Gründe:
- Systemausfälle: Eine rein digitale Zahlungsinfrastruktur ist anfällig für Cyberangriffe oder technische Störungen.
- Ausgrenzung bestimmter Bevölkerungsgruppen: Ältere Menschen oder sozial Schwache, die wenig Zugang zu digitalen Endgeräten haben, wurden vom Zahlungsverkehr ausgeschlossen.
- Abhängigkeit von Großkonzernen: Wenn Zahlungen nur noch über wenige Zahlungsdienstleister laufen, steigt die Macht dieser Unternehmen bedrohlich. Gemeint sind hier vor allem MasterCard und VISA. Beides US Konzerne. Schweden hat erkannt, dass es ein hohes Risiko ist, den kompletten Zahlungsverkehr in die Hände zweiter US Konzerne zu legen.
Schweden hat deshalb gesetzlich verankert, dass Banken wieder verpflichtet sind, Bargeld auszugeben, und dass Bargeld weiterhin als Zahlungsmittel akzeptiert werden muss. Bargeld wird als wichtiges Backup-System in Krisenzeiten angesehen.
Bargeldloser Zwang – Türöffner für den digitalen Euro?
Die Pflicht zur Annahme von bargeldlosen Zahlungen nährt auch die Sorge, dass dies der erste Schritt hin zum digitalen Euro ist.
Die Europäische Zentralbank arbeitet bereits an der Einführung eines digitalen Zentralbankgeldes.
Kritiker warnen: Wenn immer weniger bar bezahlt wird und digitale Zahlungsmethoden verpflichtend werden, könnten Bürger langfristig in ein vollständig digitales Zahlungssystem gedrängt werden – ohne echte Wahlfreiheit.
Datenschutzprobleme, gläserne Bürger und die vollständige Nachverfolgbarkeit von Konsumverhalten wären mögliche Folgen.
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Bedienungen in der Gastronomie: Sinkt das Trinkgeld?
Ein bislang wenig beachteter Effekt der Pflicht zur Annahme von bargeldlosen Zahlungen betrifft das Trinkgeld in der Gastronomie.
Studien zeigen: Gäste geben bei Kartenzahlung im Schnitt weniger Trinkgeld als bei Barzahlung. Der spontane Griff zum Portemonnaie und das „Aufrunden“ fallen weg – stattdessen muss aktiv ein Betrag eingetippt werden, was oft zu niedrigeren Trinkgeldern führt.
Für Servicekräfte könnte das bedeuten:
- Weniger Einkommen: Trinkgelder machen in vielen Gastronomiejobs einen erheblichen Teil des Einkommens aus.
- Sinkende Attraktivität des Berufs: Wenn Bedienungen künftig weniger verdienen, könnten viele den Beruf wechseln – was die ohnehin angespannte Personalsituation in der Gastronomie weiter verschärfen würde.
Aktueller Stand: Wie zahlen die Deutschen?
Trotz der rasanten Zunahme bargeldloser Zahlungen in den letzten Jahren spielt Bargeld in Deutschland weiterhin eine große Rolle.
Laut einer Studie der Deutschen Bundesbank aus 2024 werden etwa 58 % aller Zahlungen im Einzelhandel noch bar abgewickelt – nach Umsatzanteil sind es allerdings nur noch 30 %.
Kontaktlose Kartenzahlungen, Mobile Payment und Online-Überweisungen holen auf – doch Bargeld bleibt vor allem für kleinere Beträge beliebt.
Pflicht zur Annahme von bargeldlosen Zahlungen – ein zweischneidiges Schwert
Die Pflicht zur Annahme von bargeldlosen Zahlungen modernisiert den Zahlungsverkehr und bringt mehr Transparenz in den Handel. Auf den ersten Blick klingt die Pflicht nach mehr Fairness und damit gut. Gleichzeitig belastet sie kleine Betriebe, führt zu höheren Preisen, bedroht die Trinkgeldkultur in der Gastronomie und könnte langfristig die Tür zu einer vollständigen digitalen Überwachung öffnen. Das Risiko, von US-Konzernen Mastercard und VISA abhängig zu sein, ist ebenfalls ein großer Nachteil.
Statt pauschaler Pflichten braucht es intelligente Lösungen: Unterstützung für kleine Händler, Wahlfreiheit für Verbraucher und den Schutz des Bargelds als Garant für persönliche Freiheit.
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