Günstig erzeugt, teuer verkauft: Strom in Deutschland

Der Strom in Deutschland ist zu teuer. Günstig erzeugt, teuer verkauft. Diese Tatsache ist ein Dauerbrenner in politischen und wirtschaftlichen Diskussionen. Doch was genau treibt die Strompreise in Deutschland in die Höhe, obwohl erneuerbare Energien inzwischen so günstig sind?

Es ist ein Paradox, das tiefergehender Betrachtung bedarf, denn die Ursachen liegen weniger in der Energieerzeugung selbst als in einem komplexen System aus Steuern, Abgaben und Marktmechanismen. Strom in Deutschland ist damit ein zentrales Thema von Politik und Wirtschaft.

Der Mythos von günstiger Energie aus Sonne und Wind

Jahrelang wurden erneuerbare Energien mit dem Slogan beworben, dass „die Sonne keine Rechnung schickt“. Und in der Tat: Strom aus Solar- und Windenergie ist heute so günstig wie nie zuvor. Laut dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) betragen die Erzeugungskosten für eine Kilowattstunde Strom mit Solaranlagen je nach Standort bis zu 12 Cent, bei Windkraftwerken sogar nur bis zu 10 Cent. Demgegenüber sind die Kosten für fossile Energieträger wie Braunkohle (bis zu 25 Cent) und Erdgas (bis zu 35 Cent) deutlich höher.




Diese Zahlen lassen vermuten, dass die Strompreise für Verbraucher sinken sollten, zumal erneuerbare Energien mittlerweile mehr als 60 Prozent des deutschen Strommixes ausmachen. Doch die Realität sieht anders aus: Deutsche Haushalte zahlen durchschnittlich rund 41 Cent pro Kilowattstunde – weit über dem EU-Durchschnitt von 29 Cent. Strom in Deutschland bleibt damit ein hochpreisiges Gut, das Verbraucher gleich mehrfach belastet.

 

Politisches Versagen verantwortlich für hohen Strompreis

Wenn Strom in Deutschland für rund 10 Cent erzeugt werden kann, warum also profitieren Verbraucher und Unternehmen nicht von den günstigen Erzeugungskosten? Ein Blick auf die Zusammensetzung der Strompreise zeigt, dass die Erzeugungskosten (gelb) nur einen kleinen Teil der Gleichung ausmachen. Hinzu kommen Netzentgelte, Steuern, Abgaben und Umlagen, die den Preis für Endkunden in die Höhe treiben. Dies sorgt dafür, dass Strom in Deutschland trotz günstiger Erzeugung teuer bleibt.

 

infografik strompreis in deutschland

Selbst Industrieunternehmen, die oft von Sonderregelungen profitieren, klagen über hohe Energiekosten. Zwar sind die durchschnittlichen Strompreise für die Industrie 2024 mit knapp 17 Cent pro Kilowattstunde niedriger als in den Vorjahren, doch im internationalen Vergleich bleibt Deutschland ein teures Pflaster.

Dies belastet nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen, sondern auch die gesamte Wirtschaft. Laut Knut Giesler von der IG Metall waren die Strompreise für die Industrie schon vor der Ukrainekrise „deutlich zu hoch“.

 

Die vier Bestandteile des Strompreises

Um die Ursachen für die hohen Strompreise zu verstehen, ist es wichtig, die vier Hauptbestandteile des Strompreises zu analysieren:

  1. Erzeugungs- und Vertriebskosten: Dies sind die Kosten, die Energieversorger für die Stromproduktion und den Vertrieb aufwenden. Während erneuerbare Energien hier punkten, wirken fossile Energien preistreibend.
  2. Netzentgelte: Diese Kosten entstehen durch den Betrieb und die Modernisierung des Stromnetzes. Sie werden über Umlagen auf die Verbraucher abgewälzt und variieren je nach Region.
  3. Abgaben und Umlagen: Dazu gehören verschiedene Posten wie die EEG-Umlage¹ (für die Förderung erneuerbarer Energien) oder die KWK-Umlage² (zur Förderung von Kraft-Wärme-Kopplung).
  4. Steuern: Die Stromsteuer wurde einst eingeführt, um den Energieverbrauch zu senken. Heute ist sie ein fixer Bestandteil der Stromkosten und treibt diese weiter in die Höhe.

Strom in Deutschland ist also nicht nur ein Ergebnis der Erzeugungskosten, sondern überwiegend von politischen Faktoren geprägt. Die Energiewende verteuert ausgerechnet die erneuerbaren Energieträger. Vielfach wird deshalb davon gesprochen, dass die Energiewende gestoppt werden müsse. Einerseits, weil mit 60% Anteil erneuerbarer Energie diese Energieträger bereits fest am Markt etabliert sind aber auch, weil die ehemals aufgelegten Förderprogramme längst ausgelauften sind.

 

Die Rolle der Strombörse

Strom in Deutschland Netzentgelte Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Preisbildung an der Europäischen Strombörse (EEX) in Leipzig. Hier wird der Preis für Strom auf Basis des sogenannten „Merit-Order-Prinzips“ festgelegt: Die günstigsten Anbieter decken zunächst den Bedarf, bis die Nachfrage gedeckt ist.

Der Preis orientiert sich jedoch am teuersten noch benötigten Kraftwerk, das oft mit fossilen Energien betrieben wird. Dieses Prinzip sorgt dafür, dass auch günstig produzierter Ökostrom zu hohen Marktpreisen verkauft wird. Der Strom wird also erheblich teurer ohne, dass es hierfür wirklcih eine Notwendigkeit gibt. Strom in Deutschland ist somit auch ein Spiegelbild der europäischen Marktmechanismen.

 

Unternehmen beschweren sich über zu hohe Strompreise in Deutschland

Unternehmen in Deutschland stehen seit Jahren unter Druck durch die hohen Strompreise. Während energieintensive Branchen wie die Metall- oder Chemieindustrie besonders betroffen sind, spüren auch kleinere Unternehmen die Belastung. Die hohen Energiekosten stellen nicht nur ein Wettbewerbsproblem dar, sondern gefährden zunehmend auch Investitionen in den Standort Deutschland. Besonders kritisch wird angemerkt, dass die hohen Preise oft durch Steuern und Abgaben verursacht werden, die unabhängig von den tatsächlichen Erzeugungskosten anfallen. Viele Unternehmen fordern daher eine grundlegende Reform der Energiepolitik, um sowohl Wettbewerbsfähigkeit zu sichern als auch Planungssicherheit für die Zukunft zu schaffen.

Unternehmen beschweren sich über zu hohe Strompreise

Was die Politik tun kann

Die Strompreise in Deutschland könnten durch gezielte politische Maßnahmen deutlich gesenkt werden. Folgende Ansätze bieten Potenzial:

  1. Reform der Steuern und Abgaben: Die Stromsteuer könnte gesenkt oder ganz abgeschafft werden, um Verbraucher zu entlasten. Auch die Netzentgelte und Umlagen sollten kritisch überprüft werden.
  2. Direktvermarktung fördern: Betreiber von Solar- und Windkraftanlagen könnten ermutigt werden, ihren Strom direkt an Verbraucher zu verkaufen. Dies würde die Abhängigkeit von der Strombörse verringern.
  3. Investitionen in die Infrastruktur: Ein modernes und effizientes Stromnetz kann die Netzentgelte senken. Hierfür sind jedoch erhebliche Investitionen erforderlich.
  4. Wettbewerb stärken: Mehr Wettbewerb auf dem Energiemarkt könnte dazu beitragen, die Preise zu senken. Dazu gehören Anreize für neue Anbieter und innovative Modelle.
  5. Subventionen für die Industrie: Zielgerichtete Subventionen können energieintensive Unternehmen entlasten und ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern.

 

Die Position der Parteien zum Strompreis

Deutschland hat sich ambitionierte Ziele in der Energiewende gesetzt, und erneuerbare Energien spielen dabei eine zentrale Rolle. Doch der Erfolg dieser Wende hängt nicht nur von der Erzeugung ab, sondern auch von der Frage, wie die Kosten finanziert werden. Die Ampel hat hierfür Schulden aufgenommen und den Haushalt stark belastet. Insbesondere eine Partei hat sich besonders für steigende Strompreise eingesetzt – frei nach dem Motto: wenn es sich die Bürger nicht mehr leisten können, geht der Verbrauch automatisch zurück. Die Ampel ist nun Geschichte. Blicken wir also nach vorne.

Welche Positionen nehmen die führenden Parteien ein?

 

CDU/CSU zum Strompreis in Deutschland

Die Union setzt auf erneuerbare Energien und CO₂-Abscheidung einbezieht, um die Klimaziele zu erreichen. Sie verspricht, die Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß zu senken und die Netzentgelte zu halbieren, um sowohl Bürger als auch Unternehmen zu entlasten. Allerdings war es die Union, welche die CO2 Steuer einführte und damit Energie weiter verteuerte. Quelle: Welt

SPD und der Strom in Deutschland:

Die SPD betont die Notwendigkeit, die Energiewende sozialverträglich zu gestalten und setzt auf eine Art „Planwirtschaft“. Konkret handelt es sich um eine Obergrenze, welche die SPD dem Strompreis verordnen möchte. Strom soll auf diese Weise günstiger werden. Quelle: Welt

AfD Position zum Strompreis:

Die AfD kritisiert die aktuelle Energiepolitik und fordert eine Abkehr von der Energiewende. Sie plädiert für einen Energiemix, welcher auch   Kernenergie beinhaltet, um die Strompreise zu senken und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Die AfD möchte die CO2 Steuer komplett streichen sowie die Stromsteuer erheblich senken um den Standort Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen. Quelle: AfD




Bewertung der Konzepte:

Die Vorschläge der CDU/CSU zur Senkung der Stromsteuer und der Netzentgelte könnten kurzfristig zu einer Entlastung der Verbraucher führen. Die SPD möchte die hohen Steuern beibehalten, gleichzeitig jedoch per Gesetz die Höhe des Strompreises festlegen – beides jedoch lässt sich nicht in Einklang bringen. Die AfD setzt auf traditionelle Energiequellen und deutliche Steuersenkungen – was den Strompreis tatsächlich direkt und langfristig senken kann.

Es ist wichtig, dass die hohen Energiepreise endlich gesenkt werden. Die Wirtschaft ist in desolatem Zustand, Deutschland ist Schlusslicht der Industrieländer.

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Von Chris