Die Tupperware Insolvenz war ein Schock. Tupperware, das weltweit bekannte Unternehmen für Haushaltsprodukte, meldete Insolvenz an. Eine Marke, die jahrzehntelang als Synonym für langlebige und praktische Kunststoffbehälter galt, war plötzlich mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert.
Die Insolvenz wirft Fragen auf: Wie kann ein Unternehmen mit solch einem starken Markennamen und hohen Gewinnspannen scheitern? Was bedeutet das für die Mitarbeiter und die vielen freiberuflichen Verkäufer? Und was hätte getan werden können, um den Niedergang zu verhindern?
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Die Gewinnspanne: Produktion versus Verkaufspreis
Die Herstellung von Tupperware-Produkten, insbesondere der klassischen Plastikbehälter, ist vergleichsweise günstig. Schätzungen zufolge belaufen sich die Produktionskosten eines durchschnittlichen Tupperware-Behälters auf wenige Cent bis wenige Euro, abhängig von Größe und Material. Diese Produkte werden jedoch zu deutlich höheren Preisen verkauft, oft mit einer Gewinnspanne von 1000 % oder mehr. Ein Produkt, das für 1-2 Euro in der Produktion kostet, wird im Einzelhandel oder über Tupperware-Verkäufer für 20-30 Euro angeboten.
Diese riesigen Gewinnspannen führten lange Zeit zu soliden Gewinnen und machten das Unternehmen profitabel. Doch trotz dieser Zahlen musste Tupperware Insolvenz anmelden. Wie konnte es so weit kommen?
Ursachen für die Insolvenz
- Veraltetes Geschäftsmodell: Tupperware setzte jahrzehntelang auf das Direktvertriebsmodell über sogenannte Tupperpartys, bei denen freiberufliche Verkäufer die Produkte in geselligen Runden präsentierten. Dieses Modell, das in den 1950er Jahren innovativ war, verlor im digitalen Zeitalter zunehmend an Bedeutung. Kunden kaufen heute lieber online, und der direkte Kontakt über Partys wurde immer weniger attraktiv.
- Digitale Versäumnisse: Tupperware gelang es nicht, rechtzeitig auf den wachsenden Online-Handel und die sozialen Medien zu setzen. Während Konkurrenten erfolgreich eCommerce-Strategien entwickelten und sich auf Plattformen wie Amazon oder den eigenen Onlineshop konzentrierten, hielt Tupperware zu lange an seinem traditionellen Vertriebsmodell fest. Der Online-Markt boomte, während Tupperware den Anschluss verpasste.
- Überproduktion und Lagerhaltung: Auch wenn die Gewinnspannen hoch waren, führte eine ungeschickte Lagerhaltungspolitik dazu, dass Tupperware-Produkte oft auf Halde produziert wurden. Kam dann ein Produktwechsel oder eine neue Farbe, lagen viele dieser Produkte unverkauft in Lagern, was Kapital band und letztlich Verluste verursachte.
- Konkurrenz durch günstigere Alternativen: In den letzten Jahren wuchs die Konkurrenz durch günstigere Alternativen, insbesondere durch No-Name-Marken und günstige Alternativen, die in Discountern und Supermärkten erhältlich waren. Die Qualität dieser Produkte war oft ausreichend, um den Bedarf der Verbraucher zu decken. Tupperware verlor deshalb zunehmend Marktanteile.
Konsequenzen für Mitarbeiter und freiberufliche Verkäufer
Die Insolvenz hat schwerwiegende Folgen für die Tausenden von Mitarbeitern weltweit sowie die vielen freiberuflichen Tupperware-Verkäufer. Für die festen Mitarbeiter, insbesondere in Produktion, Verwaltung und Logistik, bedeutet dies den möglichen Verlust von Arbeitsplätzen, da Standorte geschlossen oder verkauft werden könnten.
Für die mehr als 400.000 freiberuflichen Verkäufer, die auf Provisionen aus ihren Verkäufen angewiesen sind, stellt sich die Situation noch prekärer dar. Die Unsicherheit über die Zukunft des Unternehmens und die schwindende Attraktivität der Tupperpartys machen es schwer, ihren Lebensunterhalt weiterhin auf diese Weise zu bestreiten. Viele von ihnen haben bereits begonnen, sich nach alternativen Verdienstmöglichkeiten umzusehen.
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Wie hätte Tupperware gerettet werden können?
Es gab mehrere Chancen, das Unternehmen zu retten, bevor es zur Insolvenz kam:
- Frühzeitige Digitalisierung: Ein früherer und aggressiverer Wechsel zum eCommerce hätte Tupperware ermöglichen können, neue Kundengruppen zu erreichen und den Umsatz zu stabilisieren. Eine moderne Online-Präsenz, kombiniert mit sozialen Medien und Influencer-Marketing, hätte das Unternehmen für jüngere Generationen wieder attraktiv machen können.
- Diversifizierung des Produktportfolios: Tupperware hätte sein Portfolio erweitern können, um sich an veränderte Verbraucherbedürfnisse anzupassen. Beispielsweise hätte eine Linie günstiger Produkte das Unternehmen wieder in den Fokus von preisbewussten Konsumenten rücken können.
- Umstellung des Vertriebsmodells: Anstatt sich weiterhin auf die Tupperpartys zu konzentrieren, hätte Tupperware das Konzept des Direktvertriebs überdenken und an die moderne Zeit anpassen können, zum Beispiel durch virtuelle Partys oder Abonnementsysteme.
- Bessere Kostenkontrolle und Lagerverwaltung: Eine straffere Lagerverwaltung und eine stärkere Fokussierung auf Just-in-time-Produktion hätten die Lagerkosten und den Kapitalbedarf reduzieren können.
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Ein eigener Onlineshop hätte dem Unternehmen mehr Freiheit geboten. Unabhängigkeit von Plattformen wie Amazon und gleichzeitig die Reichweite und Möglichkeit, weltweit unbegrenzt verkaufen zu können. Es ist aus heutiger Sicht unverständlich, warum Tupper diesen Schritt verpasst hat.
Die großen Fehler von Tupperware
Die größten Fehler von Tupperware lagen im Festhalten an einem veralteten Geschäftsmodell und in der Unfähigkeit, auf sich verändernde Marktbedingungen und Verbraucherbedürfnisse zu reagieren. Die schmerzhafte Konsequenz: die Tupperware Insolvenz. Das Unternehmen versäumte es, rechtzeitig Veränderungen zu erkennen und sein Angebot an die digitale Welt anzupassen. Zudem führte die falsche Kostenstruktur und Lagerverwaltung dazu, dass Kapital unnötig gebunden wurde.
Die Insolvenz von Tupperware ist ein Lehrbeispiel dafür, wie selbst Unternehmen mit starken Marken und hohen Gewinnspannen scheitern können, wenn sie nicht bereit sind, sich kontinuierlich zu verändern und anzupassen. Die Zukunft der Marke ist ungewiss, aber die Fehler der Vergangenheit bieten wertvolle Lektionen für andere Unternehmen.
Auswirkungen auf die Tupperware Aktie
Die Nachricht, dass Tupperware Insolvenz beantragt habe, hatte dramatische Konsequenzen für den Aktienkurs¹ des Unternehmens. Bei einer Insolvenzanmeldung sinkt das Vertrauen der Investoren rapide, was oft zu einem starken Kurssturz führt. Viele Aktionäre verkaufen ihre Anteile in Panik, was den Preis weiter drückt. In der Regel erleiden Aktionäre in solchen Situationen erhebliche Verluste, da die Insolvenz häufig darauf hindeutet, dass das Unternehmen zahlungsunfähig ist und es möglicherweise keine ausreichenden Mittel gibt, um die Gläubiger und Aktionäre zu bedienen.
Darüber hinaus bedeutet „Tupperware Insolvenz“, dass das Unternehmen entweder eine Restrukturierung durchläuft, verkauft oder in Teilen abgewickelt werden könnte. In jedem dieser Szenarien stehen Aktionäre oft am Ende der Rangfolge der Anspruchsberechtigten, was bedeutet, dass sie im schlimmsten Fall ihre Investition komplett verlieren könnten. Selbst wenn es zur Restrukturierung kommt, besteht die Möglichkeit, dass neue Aktien ausgegeben werden, um Kapital zu beschaffen, was zu einer Verwässerung der bestehenden Anteile führen würde. Langfristige Investoren könnten auf eine Erholung des Unternehmens hoffen, doch die Unsicherheiten und Risiken bleiben hoch. Kurz gesagt, die Insolvenz hat für die Aktie schwerwiegende Folgen, und nur wenige Anleger werden in der Lage sein, aus dieser Situation ohne Verluste herauszukommen.