// COP29 in Baku: Das Scheitern der Weltklimakonferenz und das Ende des 1,5-Grad-Ziels

COP29 in Baku: Das Scheitern der Weltklimakonferenz und das Ende des 1,5-Grad-Ziels

Die 29. Weltklimakonferenz COP29 in Baku ist vorbei – und gescheitert. Die hochgesteckten Ziele des Paris-Abkommens von 2015 wurden endgültig aufgegeben, und die globale Klimaschutzpolitik steht vor einem Scherbenhaufen. Was bleibt, sind enttäuschte Hoffnungen, fragwürdige Finanzzusagen und ein Ansatz, der von politischen Eigeninteressen zerrissen wurde. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Ursachen, Beschlüsse und Auswirkungen dieses historischen Scheiterns.

 

Ein Blick zurück: Paris und die Vision des 1,5-Grad-Ziels

2015 wurde das Paris-Abkommen als Meilenstein gefeiert. Die Weltgemeinschaft verpflichtete sich, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Es sollte ein Fahrplan für die Dekarbonisierung der Wirtschaft und den Übergang zu erneuerbaren Energien sein. Doch neun Jahre später ist klar: Diese Vision ist gescheitert. Baku markiert den offiziellen Abschied von diesem Ziel. Mit der Aufgabe des 1,5-Grad-Limits hat sich die internationale Gemeinschaft von einer der zentralen Säulen des Klimaschutzes verabschiedet.

Die Hauptursache für das Scheitern ist klar: Der ungebremste Verbrauch fossiler Energien. Die Abkehr von Kohle, Öl und Gas, die auf der COP28 in Dubai 2023 beschlossen wurde, hat in der Praxis keine Fortschritte gebracht. Die globale CO₂-Bilanz verschlechterte sich 2023 weiter, und statt der notwendigen Emissionsreduktion steigen die Emissionen in vielen Ländern wieder an.




Die Ergebnisse von Baku: Milliarden für Entwicklungsländer, keine Rettung fürs Klima

Das einzige konkrete Ergebnis der Konferenz ist die Zusage der Industrieländer, ab 2026 jährlich 300 Milliarden US-Dollar an Entwicklungsländer zu zahlen. Diese Mittel sollen angeblich helfen, die Folgen des Klimawandels zu bewältigen und Klimaschutzmaßnahmen vor Ort zu fördern. Doch die Sinnhaftigkeit und Umsetzbarkeit dieser Maßnahme wird massiv infrage gestellt:

  1. Effizienz der Hilfszahlungen: Viele Empfängerländer haben eine hohe Korruptionsrate. Es bleibt fraglich, ob die Gelder tatsächlich für Klimaschutzprojekte eingesetzt werden oder in anderen Kanälen versickern. Bereits in der Vergangenheit gab es Berichte über zweckentfremdete Mittel, wie etwa den Bau von wenig genutzten Radwegen in Peru oder anderen fragwürdigen Projekten. Die Milliarden aus Deutschland könnten missbraucht werden, um Krieg und Terror zu finanzieren – statt Klimaschutz.
  2. Finanzielle Machbarkeit: Deutschland hat seine Unterstützung zugesichert, doch die Haushaltslage ist prekär. Der deutsche Bundeshaushalt ist in der Krise, dringend notwendige Investitionen in Infrastruktur, Bildung und Landwirtschaft bleiben aus. Wie Deutschland seinen Anteil an den 300 Milliarden stemmen will, bleibt offen.
  3. Unwirksamkeit fürs Klima: Mit Geld allein lässt sich das Klima nicht retten. Die größten Emissionen entstehen durch die Verbrennung fossiler Energien – Entwicklungsländer haben hieran einen geringeren Anteil als Industrieländer. Die Zahlungen an Entwicklungsländer sind also der Ansatz am falschen Ende der Liste.

 

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Das Ende der multilateralen Klimapolitik

Die UN als zentrales Gremium der internationalen Klimapolitik hat in Baku versagt. Die Konferenz zeigte, wie tief die Gräben zwischen den Nationen sind. Statt einer geeinten Strategie offenbarte sich ein Bild von Uneinigkeit und Blockaden. Vor allem große Emittenten wie China, Indien und die USA konnten sich nicht auf klare Maßnahmen einigen. Gegenüber China und den Emiraten wurde lediglich eine vorsichtige „Bitte zur Sparsamkeit“ formuliert.

COP29 in Baku steht symbolisch für das Ende des multilateralen Ansatzes im Klimaschutz. Künftig sollen die G20-Staaten, die für 80 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich sind, die Klimapolitik dominieren. Diese Entwicklung kann Entscheidungsprozesse beschleunigen und wird deshalb als Chance betrachtet.

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Das Problem des „grünen Realitätsverlusts“

Ein weiteres zentrales Problem der COP29 war die Diskrepanz zwischen politischer Rhetorik und realen Herausforderungen. Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock versuchte, die Ergebnisse der Konferenz als Erfolg zu verkaufen. Sie betonte, dass die jährlichen 300 Milliarden US-Dollar an Entwicklungsländer das „UN-System und die regelbasierte internationale Ordnung“ gestärkt hätten. Doch diese Schönfärberei kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Klimakonferenz klimapolitisch ein Desaster war.

COP29 als „Erfolg“ verkaufen zu sehen, steht exemplarisch für einen „grünen Realitätsverlust“, bei dem symbolische Erfolge über tatsächliche Klimaschutzmaßnahmen gestellt werden. Während Milliardenhilfen zugesagt werden, bleibt die Frage unbeantwortet, wie Deutschland und andere Industrieländer ihre eigenen Klimaziele erreichen wollen. Der deutsche Energieverbrauch ist weiterhin stark von fossilen Energien abhängig und der Ausbau erneuerbarer Energien kommt nur schleppend voran. Unter Rot-Grüner Regierung wurden LMG Terminals für das stark umweltschädliche Fracking Gas aus der USA in Betrieb genommen.




 

Ein Hoffnungsschimmer: Weniger CO₂ durch weniger Konferenzen

Ironischerweise könnte das Scheitern der COP29 zumindest einen positiven Nebeneffekt haben. Die 50.000 Delegierten, die jährlich zu den Klimakonferenzen fliegen, verursachen selbst erhebliche CO₂-Emissionen. Sollte die Bedeutung der UN-Klimakonferenzen tatsächlich sinken, könnte dies zumindest einen kleinen Beitrag zur Reduktion der Emissionen leisten.

Schätzungen gehen davon aus, dass COP29 in Baku Gesamtkosten im Bereich von 200 bis 250 Millionen Euro verursacht haben.

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Ausblick: Was bedeutet Baku für die Zukunft des Klimaschutzes?

Das Scheitern von Baku hat weitreichende Folgen für die internationale Klimapolitik. Die nächsten Herausforderungen zeichnen sich bereits ab:

  1. COP30 in Brasilien: Die Weltklimakonferenz 2025 in Brasilien steht schon jetzt unter schlechten Vorzeichen. Nach dem Debakel von Baku ist das Vertrauen in die UN-Klimaverhandlungen erschüttert, und die Erwartungen an Brasilien sind entsprechend niedrig.
  2. Rolle der G20: Die Verlagerung klimapolitischer Entscheidungen auf die G20 könnte einerseits pragmatische Lösungen ermöglichen, andererseits aber auch neue Konflikte schaffen. Vor allem die Interessen der größten Emittenten China, USA und Indien werden dabei im Mittelpunkt stehen.
  3. Lokale Initiativen: Während die internationale Klimapolitik stagniert, könnten lokale und nationale Initiativen an Bedeutung gewinnen. Viele Städte und Unternehmen setzen bereits auf eigene Klimaschutzstrategien, die unabhängig von globalen Vereinbarungen umgesetzt werden.
  4. Technologische Innovation: Langfristig könnte der technologische Fortschritt die entscheidende Rolle im Klimaschutz spielen. Neue Technologien zur CO₂-Reduktion und zur Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen könnten die Abhängigkeit von fossilen Energien verringern.

 




 

COP29 – ein Wendepunkt mit Hoffnung

Die COP29 in Baku markiert einen Wendepunkt in der internationalen Klimapolitik. Das Scheitern der Konferenz und der Abschied vom 1,5-Grad-Ziel verdeutlichen, wie weit die Weltgemeinschaft von einem effektiven Klimaschutz entfernt ist. Die Herausforderungen bleiben gewaltig, doch die politische Einigkeit fehlt.

Das Scheitern der COP29 in Baku mag als Rückschlag für die internationale Klimapolitik erscheinen, doch inmitten dieser Enttäuschung liegt eine unerwartete Hoffnung: Die Möglichkeit, dass Industrie und Wissenschaft gemeinsam den Klimaschutz vorantreiben, indem sie innovative technologische Lösungen entwickeln. Während die politischen Verhandlungen ins Stocken geraten, könnten gerade diese Akteure den dringend benötigten Wandel herbeiführen – auf Wegen, die die Klimapolitik bislang nicht beschreiten konnte.

 

Beispiele für potenzielle technische Lösungen

  1. CO₂-Abscheidung und -Speicherung (Carbon Capture and Storage, CCS):
    Technologien, die Kohlendioxid direkt aus der Atmosphäre oder an der Quelle (z. B. Kraftwerken) abfangen und speichern, könnten entscheidend sein, um die Emissionen zu reduzieren. Unternehmen wie Climeworks¹ in der Schweiz haben bereits erste kommerzielle Anlagen entwickelt.
  2. Wasserstofftechnologie:
    Grüner Wasserstoff, der durch Elektrolyse mit erneuerbarer Energie hergestellt wird, könnte fossile Brennstoffe in der Industrie, im Verkehr und in der Energieerzeugung ersetzen.
  3. Erneuerbare Energien und Energiespeicher:
    Fortschritte in der Solar- und Windenergie sowie in der Energiespeicherung (z. B. durch Batterien oder thermische Speicher) könnten den Weg für eine umfassende Dekarbonisierung der Energieversorgung ebnen.
  4. Effizienzsteigerungen in der Industrie:
    Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen kann Produktionsprozesse optimieren, den Energieverbrauch senken und Abfall reduzieren.
  5. Klimafreundliche Materialien:
    Die Entwicklung nachhaltiger Materialien, wie kohlenstoffarme Zemente oder recycelbare Kunststoffe, könnte erhebliche CO₂-Einsparungen in der Bauwirtschaft und anderen Industrien bringen.

 

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Von Chris