In den letzten Jahren hat sich ein bemerkenswerter Trend in der Hotelbranche abgezeichnet: Immer weniger Hotels mit Sternen entscheiden sich dafür, ihre Betriebe nach dem klassischen Sterne-System klassifizieren zu lassen. Viele Betreiber verzichten bewusst auf die Sternevergabe und argumentieren, dass das System nicht nur zu teuer, sondern auch veraltet ist.
Im Hotelgewerbe rumort es. Werfen wir also einen Blick auf die Hintergründe, die Kriterien für die Vergabe von Sternen sowie die Kosten, die mit einer Klassifizierung verbunden sind.
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Was sind die Kriterien für die Vergabe von Hotelsternen?
Die Sterneklassifizierung von Hotels erfolgt in Deutschland durch den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA¹), der seit 1996 für das System zuständig ist. Die Sterne werden auf Grundlage spezifischer Kriterien vergeben, die sich auf verschiedene Aspekte des Hotelbetriebs beziehen. Diese Kriterien umfassen unter anderem die Ausstattung der Zimmer, die Servicequalität, die Verpflegung sowie die Zusatzangebote eines Hotels.
Für die Klassifizierung werden insgesamt 270 Kriterien berücksichtigt.
Sterne Kriterien
- Zimmergröße und Ausstattung: Die Anzahl der Sterne hängt von der Größe der Zimmer, der Qualität der Betten und der Ausstattung wie TV, Minibar und Safe ab. Auch ein modernes Badezimmer und eine ausreichende Beleuchtung sind wichtig.
- Servicequalität: Ein Hotel mit höherer Sternezahl muss einen bestimmten Service bieten, z. B. Zimmerservice, Concierge-Service oder täglich frische Handtücher.
- Verpflegung: Die Art und Qualität der angebotenen Mahlzeiten, wie ein Frühstücksbuffet oder ein à la carte Restaurant, beeinflusst die Sternebewertung.
- Lage und Infrastruktur: Hotels in verkehrsgünstiger Lage oder mit außergewöhnlichen Ausblicken können eine bessere Klassifizierung erhalten.
- Weitere Angebote: Wellnessbereiche, Fitnessräume und Konferenzräume tragen ebenfalls zur Sternebewertung bei.
Die Anforderungen für jedes Niveau sind klar definiert, wobei ein Hotel mit einem Stern sehr grundlegende Einrichtungen bieten kann, während ein Fünf-Sterne-Hotel luxuriöse Annehmlichkeiten wie 24-Stunden-Zimmerservice, mehrere Restaurants und ein gehobenes Wellnessangebot bieten muss.
Die Kritik am Sterne-System
Obwohl das Sterne-System als eines der bekanntesten und am weitesten verbreiteten Klassifikationssysteme für Hotels gilt, gibt es immer mehr Stimmen, die die Notwendigkeit und Relevanz dieses Systems infrage stellen. Der Hauptkritikpunkt ist, dass das System teuer und bürokratisch ist.
Kosten der Klassifizierung:
Die Vergabe von Sternen ist mit erheblichen Kosten verbunden. Ein Hotelbetrieb muss nicht nur den Antrag stellen, sondern auch eine Prüfung durchlaufen, bei der ein externer Gutachter die oben genannten Kriterien überprüft. Diese Prüfungen sind nicht billig – sie können je nach Größe des Hotels und den Anforderungen mehrere Tausend Euro kosten. Hinzu kommen jährliche Gebühren für die Nutzung des Sternesiegels, die sich ebenfalls auf mehrere Hundert Euro summieren können. Eine genaue Zahl variiert je nach Region und Hotelgröße, aber eine grobe Schätzung geht von mindestens 500 bis 3.000 Euro pro Jahr aus.
Veraltete Kriterien
Kritiker argumentieren auch, dass das Sterne-System nicht mehr den heutigen Bedürfnissen und Erwartungen entspricht. Insbesondere junge Reisende und digitale Nomaden legen oft mehr Wert auf schnelles und stabiles Internet als auf einen Schminkspiegel im Bad oder andere Kriterien der formellen Sterne-Klassifikationen. Hinzu kommt: Die Bewertungen auf Plattformen wie TripAdvisor oder Google Reviews bieten eine flexiblere und aktuellere Bewertung der Hotels, die für viele Gäste wichtiger ist als die festgelegte Sterneanzahl.
Mangel an Differenzierung
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Sternebewertung wenig Raum für die Vielfalt der Hotelangebote lässt. Während ein 3-Sterne-Hotel in einer Großstadt durchaus ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten kann, könnte dasselbe Bewertungssystem in ländlicheren Gegenden oder in besonderen Nischen wie Boutique-Hotels nicht gerecht werden. Für diese Hotels ist das Sterne-System daher nicht immer sinnvoll, da es ihre einzigartige Positionierung am Markt nicht widerspiegelt. Auch Erlebnishotels
Kosten für Hotelbetriebe: Eine Investition oder Belastung?
Die Kosten für eine Sterneklassifizierung sind mitunter erheblich. Neben den bereits erwähnten Prüfgebühren gibt es auch indirekte Kosten, die mit der Vorbereitung auf die Klassifizierung einhergehen. Insgesamt führen die Kosten dazu, dass es immer weniger Hotels mit Sternen geben wird und Alternativen an Relevanz gewinnen.
Die ungefähren Kosten für die Klassifizierung eines Hotels durch den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) liegen zwischen:
- Prüfgebühren: Diese Gebühr für die Erstklassifizierung eines Hotels kann zwischen 500 und 3.000 Euro betragen, abhängig von der Größe und dem Umfang des Hotels.
- Jährliche Lizenzgebühren: Zusätzlich zur Prüfgebühr müssen Hotels jährlich eine Lizenzgebühr zahlen, die ebenfalls variiert, aber in der Regel zwischen 200 und 800 Euro pro Jahr liegt.
Die genauen Kosten können je nach Hotelgröße, Region und Klassifizierungsanforderungen abweichen. Kleinere Hotels oder Unterkünfte mit weniger als 10 Zimmern könnten niedrigere Gebühren zahlen, während größere Hotels mit mehr Zimmern oder luxuriösen Angeboten höhere Gebühren haben können.
Infrastruktur und Ausstattung
Ein Hotel muss bestimmte Standards in Bezug auf Möbel, Zimmerausstattung und Infrastruktur erfüllen. Dies kann zu erheblichen Investitionen führen, besonders wenn das Hotel nachträglich für eine höhere Sterneklassifizierung aufgerüstet werden muss.
Schulung und Personalaufwand: Ein höherklassifiziertes Hotel muss oft auch höhere Standards im Servicebereich einhalten. Dies bedeutet Schulungen für das Personal und eine ständige Überprüfung der Qualität, was zusätzliche Betriebskosten verursacht.
Marketing und Werbung: Hotels, die Sterne tragen, nutzen dies häufig als Verkaufsargument in ihrer Werbung. Die Markenbildung und die Außendarstellung erfordern jedoch zusätzliche Marketingmaßnahmen, die wiederum Kosten verursachen.
Ob diese Kosten die Investition wert sind, hängt stark vom jeweiligen Hotel ab. Für kleinere, familiengeführte Hotels könnte die Sterneklassifizierung eine zu hohe finanzielle Belastung darstellen, insbesondere wenn die potenziellen Gäste die Sternebewertung ohnehin nicht als entscheidend ansehen.
Der Trend zu weniger Hotels mit Sternen
Der Verzicht auf die Sterneklassifizierung ist sicherlich ein Trend, der in den kommenden Jahren weiter zunehmen könnte, insbesondere da immer weniger Hotels mit Sternen sich der traditionellen Klassifikation unterziehen. Für viele kleine und mittelgroße Hotels ist die Sterneklassifizierung heute schlichtweg nicht mehr die beste Lösung, um ihre Qualität zu kommunizieren. Stattdessen rücken moderne Bewertungsplattformen immer mehr in den Fokus der Gäste.
Ein weiteres aufkommendes Modell ist das Nachhaltigkeitslabel, das zunehmend an Bedeutung gewinnt. In Zeiten von Klimawandel und Umweltbewusstsein suchen immer mehr Reisende nach Unterkünften, die ihre Bemühungen um Nachhaltigkeit transparent machen. Hotels, die sich diesem Trend verschreiben, verzichten oft auf die traditionelle Sterneklassifizierung zugunsten eines Nachhaltigkeitszertifikats, das die umweltfreundlichen Praktiken und sozialen Initiativen des Betriebs betont.
Ist das Sterne-System noch zukunftsfähig?
Der Verzicht auf die Sterneklassifizierung und die zunehmende Zahl von weniger Hotels mit Sternen zeigen, dass immer mehr Hotels ihre Angebote jenseits der traditionellen Kriterien positionieren. Während das Sterne-System nach wie vor eine wichtige Orientierung für einige Gäste bietet, ist es fraglich, ob es die Anforderungen der modernen Hotelbranche weiterhin gerecht wird.
Flexiblere Modelle, die stärker auf Individualität, Besonderheiten und Gästebewertungen setzen, scheinen die Zukunft zu sein. Die Entwicklung von immer weniger Hotels mit Sternen könnte ein Zeichen dafür sein, dass der Markt in eine neue Richtung geht – eine Richtung, die weniger starr und mehr auf die Bedürfnisse der Gäste abgestimmt ist.