Familienversichert als Selbstständiger – wie geht das?

Familienversichert als Selbstständiger – geht das und welche Konsequenzen hat die Konstellation? Im Gegensatz zu Angestellten, die über ihren Arbeitgeber automatisch in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) oder in der privaten Krankenversicherung (PKV) abgesichert sind, müssen Selbstständige diese Frage eigenständig klären.

In Deutschland gibt es mehrere Möglichkeiten der Krankenversicherung für Selbstständige, jede mit eigenen Vorteilen und Nachteilen. Zudem stellt sich oft die Frage, ob eine Familienversicherung möglich ist. Schauen wir uns die Optionen im Detail an.

Gesetzliche Krankenversicherung (GKV)

Die gesetzliche Krankenversicherung steht grundsätzlich jedem offen, auch Selbstständigen. Die Beiträge zur GKV werden dabei einkommensabhängig berechnet. Der Mindestbeitrag für Selbstständige richtet sich nach einem fiktiven Mindesteinkommen, selbst wenn tatsächlich weniger verdient wird.

Vorteile:

  • Solidargemeinschaft: Die GKV basiert auf dem Solidarprinzip, d.h. hohe Einkommen zahlen mehr, niedrige Einkommen zahlen weniger.
  • Familienversicherung: Familienmitglieder (Ehepartner und Kinder) können beitragsfrei mitversichert werden, sofern sie bestimmte Einkommensgrenzen nicht überschreiten.
  • Leistungen: Alle Versicherten erhalten ähnliche Leistungen, unabhängig vom Einkommen oder Gesundheitszustand.
  • Wechselmöglichkeit: Ein Wechsel zwischen Krankenkassen ist relativ unkompliziert.

Nachteile:

  • Beitragsberechnung: Auch bei geringem Einkommen oder in Verlustjahren muss der Mindestbeitrag gezahlt werden, was vor allem für nebenberuflich Selbstständige eine Herausforderung sein kann.
  • Leistungen gedeckelt: Bestimmte Leistungen, z.B. bei Zahnbehandlungen, sind begrenzt. Wer mehr oder bessere Leistungen möchte, muss oft private Zusatzversicherungen abschließen.

 




Private Krankenversicherung (PKV)

Selbstständige haben ebenfalls die Möglichkeit, sich privat krankenversichern zu lassen. Die PKV bietet in der Regel umfangreichere Leistungen, allerdings zu einem individuell berechneten Beitrag, der sich nach Alter, Gesundheitszustand und gewünschten Leistungen richtet. Die PKV ist in einigen Fällen günstiger als die gesetzliche Krankenkasse.

Vorteile:

  • Individuelle Tarife: Die PKV ermöglicht eine maßgeschneiderte Absicherung, bei der man nur für die Leistungen zahlt, die man tatsächlich in Anspruch nehmen möchte.
  • Beitragsstabilität: Anders als in der GKV ist der Beitrag unabhängig vom Einkommen. Das kann für Gutverdiener von Vorteil sein.
  • Bessere Versorgung: Privatversicherte profitieren häufig von kürzeren Wartezeiten und besserer ärztlicher Betreuung.

Nachteile:

  • Beitragsanpassungen: Mit zunehmendem Alter können die Beiträge deutlich steigen.
  • Familienversicherung nicht möglich: Anders als in der GKV gibt es keine beitragsfreie Familienversicherung. Jedes Familienmitglied muss eigenständig versichert werden.
  • Rückkehr in die GKV schwer: Wer einmal privat versichert ist und sein Einkommen über der Versicherungspflichtgrenze liegt, hat nur unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, in die GKV zurückzukehren.

 

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Freiwillige gesetzliche Krankenversicherung (Freiwillige GKV)

Wer sich nicht für die PKV entscheidet und aus der Versicherungspflicht der GKV herausfällt (z.B. durch hohes Einkommen), kann freiwillig gesetzlich versichert bleiben. Hier gelten dieselben Beitragssätze und Regeln wie bei pflichtversicherten Mitgliedern.

Vorteile:

  • Beitragsberechnung nach Einkommen: Die freiwillige Versicherung funktioniert wie die Pflichtversicherung in der GKV. Der Beitrag richtet sich nach dem Einkommen, mit einer Ober- und Untergrenze.
  • Familienversicherung: Auch in der freiwilligen GKV ist die beitragsfreie Familienversicherung möglich. Auf diesen Spezialfall, Familienversichert als Selbstständiger, kommen wir gleich.

Nachteile:

  • Höhere Mindestbeiträge: Auch hier gilt, dass bei geringem Einkommen oder Verlusten dennoch der Mindestbeitrag fällig wird.
  • Begrenzte Zusatzleistungen: Wie bei der regulären GKV müssen oft Zusatzversicherungen abgeschlossen werden, um ein höheres Leistungsniveau zu erreichen.

 

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Der spezielle Fall: Familienversichert als Selbstständiger

Die Familienversicherung in der GKV ist ein attraktives Modell, da Ehepartner und Kinder unter bestimmten Voraussetzungen kostenlos mitversichert werden können. Für Selbstständige stellt sich die Frage, ob sie Familienversichert als Selbstständiger werden können.

Grundsätzlich können Selbstständige dann familienversichert bleiben, wenn ihre Tätigkeit nur nebenberuflich ausgeübt wird und ihr Einkommen die sogenannte Einkommensgrenze nicht überschreitet. Diese Grenze liegt aktuell bei 485 Euro monatlich (im Jahr 2024). Wird diese Grenze überschritten, muss sich der Selbstständige eigenständig versichern, entweder in der GKV oder in der PKV.

Vorteile der Familienversicherung:

  • Kostenfrei: Ehepartner und Kinder sind ohne zusätzliche Beiträge mitversichert, solange die Einkommensgrenzen eingehalten werden.
  • Volle Leistungen: Die mitversicherten Familienmitglieder haben Zugang zu den vollen Leistungen der GKV, ohne dass der Hauptversicherte höhere Beiträge zahlen muss.

Nachteile der Familienversicherung:

  • Einkommensgrenze: Die Einkommensgrenze ist relativ niedrig, was bedeutet, dass nur Selbstständige mit geringfügigen Nebeneinnahmen von der Familienversicherung profitieren können.
  • Begrenzung auf Nebenberuflichkeit: Sobald die Selbstständigkeit als Haupterwerb gilt, endet die Möglichkeit der Familienversicherung.

 




Fazit zur Familienversicherung als Selbstständiger

Selbstständige haben in Deutschland mehrere Optionen, sich krankenversichern zu lassen. Die Wahl zwischen GKV und PKV hängt stark von den individuellen Lebensumständen ab. Für viele mag die gesetzliche Krankenversicherung mit der Möglichkeit der Familienversicherung eine attraktive Wahl sein, vor allem bei niedrigen oder schwankenden Einkommen. Die private Krankenversicherung bietet hingegen mehr Flexibilität bei der Leistungswahl, ist aber langfristig oft kostenintensiver. In jedem Fall sollten sich Selbstständige gut informieren und ihre Entscheidung anhand von Einkommen, familiärer Situation und Leistungsansprüchen treffen.

Neben der eigenen Krankenversicherung sollte man als Selbstständiger jedoch auch weitere Risiken im Auge behalten. Das Geschäftsleben kann finanziell zur Belastung werden, wenn wichtige Versicherungen fehlen.

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Von Chris