Berlin – Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreitet zügig voran. Ein zentraler Baustein dieser Transformation ist die Einführung des E-Rezepts. Seit 2023 ist das elektronische Rezept in ganz Deutschland verpflichtend eingeführt worden.
Laut Angaben der Bundesgesundheitsministeriums sollen dadurch jährlich rund 500 Millionen Papierrezepte eingespart werden, was nicht nur die Umwelt schont, sondern auch den Verwaltungsaufwand in Apotheken und Arztpraxen erheblich reduziert. Ein äußerst positives Beispiel für die Digitalisierung im Gesundheitswesen. Doch es kommt noch besser!
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Digitalisierung ist die elektronische Patientenakte (ePA¹). Seit 2021 haben alle gesetzlich Versicherten Anspruch auf eine ePA, die die Speicherung und den Austausch medizinischer Daten erleichtert. Ziel ist es, bis 2025 die Nutzung der ePA auf mindestens 80 Prozent der Versicherten auszuweiten. Diese Maßnahme soll die Effizienz in der medizinischen Versorgung steigern und Fehler durch unvollständige oder fehlende Patientendaten minimieren.
Doch auch der Praxisalltag verändert sich. Immer mehr Praxen setzten auf die Automatisierung der Buchhaltung. So lässt sich inzwischen mit KI die Buchhaltung derart präzise vereinfachen, dass manuelle Eingriffe nur noch selten nötig sind. Der Vorteil: Zeitersparnis in erheblichem Ausmaß. Gerade im Bereich Buchhaltung haben Heilberufe in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Einerseits, weil die Buchhaltung vermehrt wieder inhouse stattfindet aber auch weil die Handhabung der Software nun deutlich einfacher geworden ist.
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Akademisierung der Gesundheitsberufe
Steigende Anforderungen und spezialisierte Ausbildung
Die Akademisierung der Gesundheitsberufe ist eine Antwort auf die zunehmende Komplexität der Gesundheitsversorgung und den gestiegenen Anforderungen an die Fachkräfte. Der Anteil der akademisch ausgebildeten Pflegekräfte ist von 5 Prozent im Jahr 2010 auf über 15 Prozent im Jahr 2023 gestiegen. Es wird erwartet, dass dieser Trend anhält und bis 2030 etwa 30 Prozent der Pflegekräfte einen akademischen Abschluss besitzen.
Besonders in den Bereichen Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie ist die Akademisierung weit fortgeschritten. Studiengänge wie Physiotherapie und Ergotherapie werden mittlerweile an vielen Hochschulen angeboten. Eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft ergab, dass akademisch ausgebildete Pflegekräfte eine um 20 Prozent höhere Patientenzufriedenheit und eine um 15 Prozent niedrigere Komplikationsrate bei Behandlungen aufweisen.
Einsatz internationaler Pflegekräfte
Fachkräftemangel und Rekrutierung aus dem Ausland
Deutschland steht vor einem erheblichen Fachkräftemangel im Pflegebereich. Schätzungen zufolge werden bis 2030 etwa 500.000 Pflegekräfte fehlen, um den Bedarf zu decken. Um diesem Mangel entgegenzuwirken, setzt Deutschland vermehrt auf die Rekrutierung internationaler Pflegekräfte. Im Jahr 2023 waren bereits über 200.000 ausländische Pflegekräfte in Deutschland beschäftigt, was etwa 10 Prozent der gesamten Pflegebelegschaft entspricht. Diese Zahl hat sich seit 2010 mehr als verdoppelt.
Die Bundesregierung hat verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Integration ausländischer Pflegekräfte zu erleichtern. Dazu gehören beschleunigte Anerkennungsverfahren für ausländische Abschlüsse und spezielle Sprachkurse.
Seit 2020 gibt es zudem das Programm „Triple Win²“, das in Zusammenarbeit mit den Philippinen, Mexiko und Vietnam qualifizierte Pflegekräfte nach Deutschland holt. Dieses Programm hat bereits über 5.000 Pflegekräfte erfolgreich vermittelt.
Digitalisierung im Gesundheitswesen in Europa
Wie weit ist die Digitalisierung im Gesundheitswesen unserer Nachbarstaaten fortgeschritten? Werfen wir einen Blick über die Grenzen:
Österreich
Österreich hat erhebliche Fortschritte bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen gemacht. Ein zentraler Bestandteil ist die elektronische Gesundheitsakte (ELGA), die 2015 eingeführt wurde. ELGA ermöglicht es Patienten und Gesundheitsdienstleistern, medizinische Dokumente wie Befunde und Medikationslisten elektronisch abzurufen und auszutauschen. Bis Ende 2023 waren etwa 98 Prozent der Krankenhäuser und 75 Prozent der niedergelassenen Ärzte an ELGA angeschlossen. Weitere Initiativen umfassen die verstärkte Nutzung von Telemedizin und E-Rezepten.
Schweiz
In der Schweiz steht die Digitalisierung des Gesundheitswesens ebenfalls hoch auf der Agenda. Die Einführung des elektronischen Patientendossiers (EPD) ist ein zentraler Bestandteil der Strategie. Seit April 2020 müssen alle Gesundheitseinrichtungen ein EPD anbieten, das schrittweise ausgebaut wird. Bis Ende 2023 hatten rund 60 Prozent der Schweizer Bevölkerung Zugang zu einem EPD. Die Schweiz setzt zudem stark auf Telemedizin, insbesondere in ländlichen Gebieten, um den Zugang zur Gesundheitsversorgung zu verbessern.
Frankreich
Frankreich verfolgt eine umfassende Digitalisierungsstrategie im Gesundheitswesen mit dem Projekt „Ma santé 2022“. Ein Kernstück dieses Projekts ist die Einführung der elektronischen Gesundheitsakte „Dossier Médical Partagé“ (DMP), die landesweit ausgerollt wird. Bis Ende 2023 hatten etwa 40 Millionen Franzosen ein DMP, das medizinische Informationen zentral speichert und für verschiedene Gesundheitsdienstleister zugänglich macht. Frankreich investiert auch stark in die Entwicklung und Integration von Telemedizin, um die Gesundheitsversorgung zu modernisieren und effizienter zu gestalten.
Niederlande
Die Niederlande sind ein Vorreiter in der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Bereits 2014 wurde das nationale Gesundheitsdatennetzwerk „Landelijk Schakelpunt“ (LSP) eingeführt, das den sicheren Austausch medizinischer Daten zwischen Gesundheitsdienstleistern ermöglicht. Bis Ende 2023 nutzen fast alle niederländischen Gesundheitsdienstleister dieses Netzwerk.
Zudem hat die niederländische Regierung die „Digitale Zorg Strategie 2025“ verabschiedet, die auf die weitere Integration von digitalen Gesundheitsdiensten und die Nutzung von Gesundheitsdaten für Forschung und Prävention abzielt.
Polen
Polen hat in den letzten Jahren ebenfalls bedeutende Fortschritte in der Digitalisierung des Gesundheitswesen gemacht. Ein zentrales Projekt ist die Einführung der elektronischen Gesundheitsakte (ePA), die ab 2021 schrittweise eingeführt wurde. Zudem wurden E-Rezepte landesweit implementiert, und Telemedizin gewinnt zunehmend an Bedeutung, insbesondere in abgelegenen Gebieten.
Die polnische Regierung plant, durch weitere Investitionen in digitale Gesundheitslösungen die Effizienz und Qualität der Gesundheitsversorgung zu verbessern.
Zusammenfassung und Ausblick
Die fortschreitende Digitalisierung im Gesundheitswesen, die Akademisierung der Gesundheitsberufe und die verstärkte Rekrutierung internationaler Pflegekräfte sind entscheidende Maßnahmen, um den Herausforderungen im deutschen Gesundheitswesen zu begegnen. Diese Entwicklungen tragen dazu bei, die Qualität der Gesundheitsversorgung zu verbessern und den Fachkräftemangel zu mildern.
In der Zukunft wird die Digitalisierung weiter voranschreiten, wobei Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und Telemedizin eine immer größere Rolle spielen werden. Die Akademisierung wird sich weiter durchsetzen, mit dem Ziel, noch mehr spezialisierte und hochqualifizierte Fachkräfte auszubilden. Die Rekrutierung internationaler Pflegekräfte wird weiterhin ein wichtiger Baustein sein, um den steigenden Bedarf an Pflegepersonal zu decken.
Diese Veränderungen sind notwendig, um ein zukunftsfähiges und effizientes Gesundheitssystem zu gewährleisten, das den Bedürfnissen einer alternden Bevölkerung gerecht wird. Durch gezielte Investitionen und Reformen kann Deutschland seine Position als führende Nation im Bereich der Gesundheitsversorgung weiter ausbauen und sicherstellen, dass alle Bürgerinnen und Bürger eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung erhalten.