Wer in diesen Tagen Lust auf etwas Schokolade verspürt, muss ganz schön tief in den Geldbeutel greifen. 100 Gramm einfache Industrie-Schokolade kostet jetzt 1,99 Euro. Die Inflation ist zurück. Wer sich etwas Besonderes gönnen möchte, zahlt heute deutlich mehr. Der einstige Alltag ist zum preisintensiven Genuss geworden – und Schokolade ist dabei kein Einzelfall.
Im Februar haben sich importierte Waren nach Deutschland so stark verteuert wie seit über zwei Jahren nicht mehr – vor allem wegen gestiegener Lebensmittelpreise. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, lagen die Importpreise im Durchschnitt um 3,6 Prozent höher als im gleichen Monat des Vorjahres. Einen stärkeren Anstieg hatte es zuletzt im Januar 2023 gegeben, als die Preise für Importe um 5,3 Prozent gestiegen waren.
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Ein Anstieg mit Signalwirkung
Überraschend ist nicht nur die Höhe der Preissteigerung, sondern auch deren Tempo. Von Januar auf Februar stiegen die Einfuhrpreise um 0,3% – obwohl Experten laut einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters mit einer Stagnation gerechnet hatten. Ein erstes Anzeichen dafür, dass die Inflationstendenz stärker zurückkommt als gedacht?
Da die deutsche Wirtschaft in hohem Maße auf Vorprodukte und Rohstoffe aus dem Ausland angewiesen ist, wirkt sich die Entwicklung der Einfuhrpreise zeitverzögert auf die Verbraucherpreise aus. Dies bedeutet, dass die aktuelle Import-Inflation in den kommenden Monaten zunehmend im Alltag der Menschen spürbar wird.
Auch zahlreiche landwirtschaftliche Importgüter waren deutlich teurer als im Februar 2024. Besonders stark fiel der Preisanstieg bei Rohkakao aus, dessen Importpreis um 76,4 Prozent kletterte. Energieimporte verteuerten sich insgesamt um 9,8 Prozent. Auffällig war dabei der massive Anstieg der Strompreise um 111,7 Prozent, während Erdgas 40,5 Prozent mehr kostete als im Vorjahresmonat. Im Gegensatz dazu sanken die Preise für Mineralölerzeugnisse wie Benzin um 6,8 Prozent.
Inflation frisst sich durch den Alltag
Schon jetzt ist die allgemeine Teuerungsrate mit 2,3 Prozent im Januar und Februar spürbar – auch wenn sie im historischen Vergleich moderat erscheint. Für März rechnen Ökonomen mit einem leichten Rückgang auf 2,2 Prozent, doch ein Trend zur nachhaltigen Entspannung ist bislang nicht erkennbar.
Besonders drastisch zeigt sich der Preisanstieg bei Lebensmitteln. Manche Produkte haben sich gegenüber dem Vorjahr um bis zu 60 Prozent verteuert. Kaffee, Kakao und Zucker – Grundzutaten vieler Genussmittel – sind auf dem Weltmarkt deutlich teurer geworden. Gleichzeitig schlagen gestiegene Energie- und Transportkosten sowie Löhne auf die Endpreise durch. Würde sich die SPD mit dem gewünschten Mindestlohn von 15 Euro durchsetzen, drohen weitere Verteuerung der Lebensmittel und weitere Arbeitsplätze werden gestrichen.
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Verbraucher unter Druck, Unternehmen im Dilemma
Für Verbraucher bedeutet das: Der Einkauf im Supermarkt wird erneut zur finanziellen Belastung. Wer sparen möchte, muss verstärkt zu Eigenmarken oder Sonderangeboten greifen – wenn überhaupt vorhanden. Vor allem Familien mit geringem Einkommen geraten zunehmend unter Druck. Viele Familien sind inzwischen gezwungen, sich einen Nebenverdienst zu suchen, um überhaupt über die Runden zu kommen.
Unternehmen stehen gleichzeitig vor einem Dilemma: Sie müssen entscheiden, ob sie gestiegene Kosten an die Kunden weitergeben oder durch Entlassungen die Personalkosten reduzieren. In Zeiten ohnehin schwächelnder Konjunktur und verhaltener Kauflaune ist das keine leichte Entscheidung. Besonders betroffen sind nahezu alle Branchen – der Einzelhandel, die Lebensmittelindustrie, das verarbeitende Gewerbe aber auch Handwerker und all jene, die Personalintensiv arbeiten.
Wirtschaftspolitik gefordert
Die Rückkehr der Inflation stellt auch die Politik vor neue Herausforderungen. Während die Europäische Zentralbank in den letzten Monaten vorsichtig auf Zinssenkungen hoffte, könnten steigende Importpreise und neue Inflationsimpulse diesen Kurs gefährden.
Gleichzeitig braucht es politische Maßnahmen zur Entlastung der Verbraucher, etwa durch gezielte Steuererleichterungen auf Grundnahrungsmittel oder eine Förderung von Energieeffizienz in der Produktion. Auch Handelsabkommen und Investitionen in Lieferkettenresilienz könnten mittelfristig helfen, die Importabhängigkeit zu reduzieren.
Dauerhafte Belastung oder temporärer Rückfall?
Ob die aktuelle Entwicklung ein kurzfristiger Rückfall in inflationäre Zeiten ist oder den Beginn einer neuen Teuerungswelle markiert, ist noch offen. Klar ist jedoch: Die gestiegenen Einfuhrpreise werden nicht folgenlos bleiben. Für Konsumenten, Unternehmen und die Politik beginnt eine Phase neuer Unsicherheit – mit dem Potenzial, die wirtschaftliche Erholung spürbar auszubremsen.